Ein kultureller Treffpunkt wird gefeiert
Der Hilgerhof in Niederbrunn wird 300 Jahre alt –
Jubiläumsprogramm ab 12. Oktober
Von Emmy Künzner-Hingerl
Der Hilgerhof in Niederbrunn kann auf eine sehr lange, interessante und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. Von der Familie Hilger im Jahr 1724 als stattlicher Dreiseithof erbaut, befand sich das Anwesen lange in Familienbesitz. Der Hilgerhof ist im Besitz der Gemeinde Pittenhart und steht der Öffentlichkeit als Heimatmuseum zur Verfügung, in dem auch Veranstaltungen und Tagungen abgehalten werden können.
Nach dem Aussterben der Niederbrunner-Familie hatte der Hof seine besten Jahre hinter sich, oft wechselten seinen Besitzer. Im Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude als bescheidene Unterkunft für Flüchtlinge und später wurde es nur noch als Schafstall und Geräteschuppen verwendet.
Tosso Erwin Herz
kauft das Anwesen 1963
Mit dem Hilgerhof geht auch der Name Tosso Erwin Herz einher. Der Münchner Versicherungsdirektor hat 1963 das gesamte Anwesen von der inzwischen verstorbenen Niederbrunner-Bäuerin Maria Hans gekauft. Am 1. Februar 1963 hat der damalige Jungbauer Ludwig Hans seine Mutter mit zum Notar nach München gebracht und die Verbriefung wurde unterschrieben.
Mit viel Idealismus, jeder Menge Geld und fachkundiger Unterstützung wurde der Hilgerhof von Grund auf renoviert und modernisiert. Neben den Handwerksleuten stand dem neuen Hofbesitzer der Regierungsbaumeister und Architekt Dr. Erwin Schleich als Freund und Helfer bei. Auch der damalige Kreisheimatpfleger von Traunstein, Dr. Paul Töpfner hat sich der Sache mit allem Nachdruck angenommen.
Tosso Herz trug für die Einrichtung aus ganz Bayern alte Gegenstände zusammen, mit viel Liebe und Geld wurde das Haus eingerichtet. Als Wahl-Niederbrunner lebte er bis zu seinem Tod im Chiemgau. Herz verstarb 1974 im Alter von nur 54 Jahren. Nach seinem Tod wurde der Hilgerhof dem Landkreis Traunstein als Herz'sche Heimatstiftung Hilgerhof entschädigungslos übereignet. Damals hatte keiner geahnt, wie teuer das dem Landkreis zu stehen kommen wird, so der damalige Landrat Hermann Steinmaßl bei der offiziellen Eröffnung und Einweihung der Dokumentations- und Begegnungsstätte Hilgerhof am 8. Mai 2009. Im Hilgerhof sah Steinmaßl ein Sinnbild für die Schönheit der Heimat und in der Gemeinschaftsleistung mit der Gemeinde Pittenhart ein Symbol für Heimatverbundenheit.
Der Kulturverein betreibt den Hilgerhof finanziell unabhängig von der Gemeinde Foto: Künzner-Hingerl
Die Umgestaltung des Hilgerhofes zum Dokumentations- und Begegnungszentrum ist ein Gemeinschaftswerk der Pittenharter Bürger, auf das sie stolz sein können und das beispielgebend für die Region ist – so der Tenor aller Redner bei der Einweihungsfeier, wie Helga Pis, Pittenharts Kulturreferentin, damals schrieb.
Pittenharts damaliger Bürgermeister Hans Spiel war maßgebend dafür verantwortlich, dass der Landkreis Traunstein das Anwesen in die Hände der Gemeinde gegeben hat. Der neu gegründete Kulturverein hat sich damals verpflichtet, den Hilgerhof finanziell unabhängig von der Gemeinde zu betreiben und sich die Förderung kultureller Zwecke, die Erhaltung und den Betrieb der Dokumentations- und Begegnungsstätte Hilgerhof zum Ziel gesetzt.
Namen wie Hans Spiel, Sepp Reithmeier, Inge Stürzer, Renate Dotterweich, der verstorbene Hans Thusbaß, Helga Pis, Trudi Stöcklhuber, Florian Straßer, Uschi Humer und viele weitere ehrenamtliche Helfer, der Kulturverein mit den bis heute circa 250 Mitgliedern und die Mitglieder des Schützenvereins Oberbrunn sind unabdingbar zu nennen.
Als verantwortlicher Bauleiter hat Sepp Reithmeier damals zusammen mit vielen Mitgliedern des Oberbrunner Schützenvereins die Umbauarbeiten mit großem Fachwissen und einigen Tausenden ehrenamtlichen Arbeitsstunden geschultert. Die Baukosten wurden durch das europäische Förderprogramm Leader plus, vom Landkreis Traunstein und der Gemeinde Pittenhart übernommen.
Kulturverein bietet ein vielschichtiges Programm
Sepp Reithmeier erinnert sich an die vielen Wochenenden, die er mit dem damaligen Schützenmeister Markus Weindl am Hilgerhof gearbeitet hat. Der Schützenverein hat sich auch im Hilgerhof seinen Schießstand und ein Schützenstüberl eingerichtet.
Mit dem Kulturbredl hat der Verein eine erfolgreiche Veranstaltung etabliert. Bereits das erste Jahr ist hervorragend gelaufen, resümiert Ende 2011 Hans Spiel. Es gibt außerdem traditionelle Veranstaltungen, Bildungs- und Schulangebote, Konzerte und Theatervorstellungen. Der Kulturverein mit seinem Vorsitzenden Sepp Reithmeier sorgt stetig für ein kulturelles Programm, dass sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreut.
FESTPROGRAMM
Karten für die Veranstaltungen sind im Vorverkauf bei Hans Spiel, Tel. 08075/9130412, und bei der Tankstelle Holdinger in Pittenhart, der St.-Jakobs-Apotheke Bad Endorf und in der Touristinfo in Obing erhältlich.